Nahziel 2: Überlegenheit
Nach einer längeren Pause geht´s wieder weiter…
Ich erinnere nochmals an DIE ZIELGERICHTETHEIT DES KINDES Wenn ein Kind nicht gehört, gesehen, wahrgenommen wird mit seinem Streben nach Aufmerksamkeit, wird es vielleicht seine Methoden ändern, mehr noch aber sein Ziel: es wird nach ÜBERLEGENHEIT streben, um seine soziale Stellung in der Familie zu erreichen, nach seinen Vorstellungen.
Überlegenheit bedeutet, “ich will zeigen, wer der Stärkere ist”.
Da stehen einige Methoden zur Auswahl, ich nehme mal Ungehorsam, weil es häufig vorkommt und zeigt, was ein Kind alles damit anstellen möchte und kann.
Ungehorsam ist ein Begriff, der im aktuellen Sprachgebrauch selten vorkommt, eher wird “sozial unangepaßt” verwendet oder “verhaltensauffällig”, was verschiedene Auslegungen ermöglicht.
Wie immer man es bezeichnen möchte, es ist ein Machtkampf zwischen Kind und Eltern.
Manche Eltern reagieren mit Gegendruck, Zwang, Gewalt in unterschiedlichen Formen und gießen damit nur mehr Öl ins Feuer - ein Ausdruck ihrer Hilflosigkeit und Schwäche.
Andere reagieren mit Nachgiebigkeit - als Ausdruck ihrer Resignation. Sie “ermutigen” es damit, dass es mit Macht andere beherrschen, das Familiengefüge empfindlich stören kann und vor allem es sich selbst nicht einordnen muss.
Verwöhnung ist oftmals eine Grundlage bei der Entwicklung von Ungehorsam. Ein Elternteil verhält sich autoritär, der andere nimmt das Kind in Schutz und lässt es gewähren, als Ausgleich zum Druck, den der andere Elternteil ausübt – quasi ein Freibrief für das Kind, sich an keine Regeln halten zu müssen.
Ein grosser Irrtum besteht in der Meinung, man müsse Hinweise, Ermahnungen etc wiederholen. Das vermehrt nur den Widerstand des Kindes. Einmal gesagt genügt, das Kind hat es schon beim ersten Mal verstanden. Nicht reden, sondern handeln! Klar, keine Gewalt, weder seelisch noch körperlich. Dann kann man auf die natürlichen Folgen setzen –
die von selbst eintreten, wenn das Kind etwas Notwendiges nicht tun möchte, sich dagegen sträubt. Die Situation kennen wohl die meisten Eltern – morgens am Weg in den Kindergarten, das Kind will seine Jacke oder die Handschuhe nicht anziehen – was nützen da „logische“ Erklärungen, dass es frieren wird, sich vielleicht sogar erkälten, dann krank zuhause bleiben muss anstatt im Kindergarten mit den anderen gemeinsam zu spielen, etwas basteln etc. Das kann es sich ohnedies nicht vorstellen und hört meist auch gar nicht zu. Die Ungeduld der Eltern, die Angst, zu spät zu kommen – damit reagieren sie emotional und meistens unüberlegt.
Wenn das Kind dann friert, doch besser die Jacke angezogen hätte – und zwei-, drei Mal sieht, dass die Eltern das konsequent durchsetzen, ist das Thema vom Tisch.
Es hängt viel davon ab, wie wir die Situation herbei führen, in der das Kind etwas Notwendiges tun sollte. Ungehorsam zeigt immer Rebellion und Trotz, daher muss man sich darüber im Klaren sein, dass zunächst eine feindliche Atmosphäre bereinigt werden muss, ehe man ein Ergebnis erwarten kann. Man muss vermeiden, einen Konflikt entstehen zu lassen, sondern dem Kind mehr Zeit und Aufmerksamkeit widmen in den Augenblicken, in denen es sich in einer guten Verfassung befindet und bereit zu freundlicher Mitarbeit ist. Auf diese Weise erreichen wir am besten, die Quellen seines Widerstandes zu beseitigen.
Klingt so einfach.
Geduld bringt Rosen, Ungeduld Neurosen.