Nahziel 4: Rückzug
“Ich will allein gelassen werden” Es gibt wieder mehrere Methoden, ich schreibe mal über Dummheit.
Was will ein “dummes”Kind? Natürlich ist es nicht dumm, es gibt nur vor, es zu sein, um Verpflichtungen zu vermeiden und sich der Entmutigung hinzugeben.
Dem “dummen” Kind, das keineswegs geistig behindert oder eingeschränkt ist, wird sein Fehler vorgeworfen, da man es ja als normal ansieht. Die Unwissenheit der Eltern, die die Zusammenhänge nicht kennen, verstärkt so noch seine Entmutigung. Seine Dummheit ist jedoch nur eine Maske.
Oftmals sind es sehr verwöhnte Kinder, die zuhause nichts machen müssen, ihnen wird alles erleichtert, abgenommen. Ihnen fällt es dann schwer, sich in der Schule anzupassen, die Anforderungen des Schulalltags zu bewältigen. Sie sind schnell überzeugt, dass die Anforderungen für sie zu schwierig sind, sie mit den Klassenkamerad:innen nicht mithalten können und versuchen es gar nicht weiter. “Die sind eh alle besser als ich, das schaffe ich nie”. Sie haben nicht gelernt, sich auf sich selbst zu verlassen, haben wenig Selbstvertrauen und geben rasch auf. Das Kind versagt im Lernen, da es sich für unfähig hält, überhaupt irgendetwas zu verstehen.
(Literatur: Jürg Jegge - Dummheit ist lernbar. Vom Umgang mit Schulversagern)
Die Eltern sind ratlos, selbst mutlos, ermahnen es ständig, nörgeln an ihm herum und entmutigen es damit noch weiter.
Manche Kinder verstecken sich absichtlich hinter ihrer Dummheit, sie spielen dumm, um sich jeglicher Anforderung oder Tätigkeit zu entziehen. Sie stellen sich “gekonnt” so lange so ungeschickt an, bis man nicht mehr hinschauen kann und sagt: “Gib endlich her, ich mach das schon!” Hurra, gewonnen! Die “Tyrannei der Hilflosen” wirkt immer, so bekommt man die Aufmerksamkeit der anderen, bringt sie dazu, einen zu bedienen. Eltern verzweifeln manchmal daran.
Einige behalten ihre Hilflosigkeit bis ins Erwachsenenalter bei, begnügen sich damit, nur untergeordnete Tätigkeiten ohne grössere Anforderungen zu verrichten, und das nicht aus Bescheidenheit..In jedem Fall sind sie eine grosse Herausforderung und oft auch Belastung für jede menschliche Gemeinschaft, privat wie beruflich.
Was kann man tun? Der erste Schritt für Eltern ist die zunächst unbequeme Aufgabe, die eigene Haltung zum Kind zu überdenken, was man in Hinkunft anders machen sollte. Ich rate da immer dazu, das mit fachlicher Hilfe zu tun, da man sonst sehr schnell in die Falle gegenseitiger Schuldzuweisungen kommt, dann endet jedes Gespräch im Streit und man geht im Ärger und mit Schuldgefühlen auseinander. Beim nächsten Mal wird´s dann selten besser.
Wenn beide erkennen. daß nicht ihre eigenen negativen Gefühle im Mittelpunkt stehen, sondern die Aufgabe, ihr Kind zu einem mutigen, selbstverantwortlichen Menschen zu erziehen, ist das schon “die halbe Miete” und damit die grösste Hürde überwunden. Andere zu ermutigen, setzt eigenen Mut voraus.
Sie können lernen, sich von der Herrschaft des Kindes zu befreien, indem sie standhaft bleiben und - freundlich und fest - darauf bestehen, dass das Kind seine Arbeiten selber machen sollte. Das wird nicht gleich von Anfang funktionieren, denn auch das Kind muss sich zunächst mal darauf einstellen, dass die Eltern nun anders tun als vorher. Vielleicht kommt es noch öfters mit der Frage, ob es dies oder das richtig gemacht hat - dann braucht man Geduld und vor allem Konsequenz, das Kind immer wieder für das zu ermutigen, was ihm gut gelungen ist. Das ist Ansporn, in der Folge auch andere Dinge besser zu machen.
Das wirkt, denn so baut es allmählich Selbstvertrauen auf und wird selbständiger, lernt, mehr an sich selbst, seine Fähigkeiten zu glauben und sich auf sich selbst verlassen zu können.
Das ist ein langer Weg, denn Kinder mit diesem Nahziel sind sehr entmutigt. Doch den zu gehen, lohnt sich in jedem Fall !!!
Ich möchte nochmals auf die zugunde liegende Literatur hinweisen, beim ersten Nahziel hatte ich sie schon erwähnt:
Literatur: Rudolf Dreikurs/Erik Blumenthal: Eltern und Kinder - Freunde oder Feinde?
Klett-Cotta Verlag
Dort kann alles im Detail nachgelesen werden, mit vielen wertollen Hinweisen.
Wenn Sie Fragen haben, schreiben Sie mir ein mail, ich werde Ihre Frage anonymisiert im nächsten blog beantworten.